Mittwoch, 6. Februar 2019

Prozess der Akzeptanz


Ich habe schon einmal einen ähnlichen Text geschrieben und das war mein meistgelesener Blogpost aller Zeiten. Dieser Text soll eine Fortführung von diesem Text sein. Damals habe ich davon gesprochen, wie ich auf dem Weg bin mich und meinen Körper zu lieben. Ich muss gestehen ca. 1 1/2 Jahre später, bin ich mit dem ganzen liebe deinen Körper so wie er ist keinen Schritt weiter gekommen. Ja, es ist nicht gerade das, was ihr hier hören wollt, aber es gibt eben nicht immer nur die Erfolge. Auf Instagram, Facebook und Co. sehen wir immer nur die guten Seiten. Es würde sich nie jemand zeigen, der versucht hat Gewicht zu verlieren und gnadenlos gescheitert ist. Diese Fälle gibt es. Zu Hauf. Und doch bekommen wir immer nur die Erfolge zu Gesicht. Die Videos auf YouTube, in denen eine Person in 3 Monaten 50 Kilogramm abgenommen hat.
Das Problem an der ganzen Sache ist, dass diese Videos kaum der Realität entsprechen. Diese Erfolgsgeschichten sind nur wenige von vielen gescheiterten. Und hier wären wir wieder bei dem Filter den Social Media über unser Leben legt. Wenn wir solch ein "Fitness Transformation Video" sehen denken wir: "Wenn sogar so jemand das geschafft hat, muss das ganze ja einfach sein!"
Doch wie komme ich jetzt wieder zurück auf mein Thema? Selbstliebe.
Das ganze ist eben nicht einfach. Ganz und gar nicht. Glaubt mir ich kann das sagen ich habe vieles probiert. Social Media zeigt nur die Erfolge und wenn wir scheitern in der "Welt voller Erfolge" fühlen wir uns noch unsicherer als zuvor. Das Problem ist ganz einfach, dass uns jemand sagen müsste wie schwer das ganze ist. Dass man manchmal viele Versuche braucht um etwas zu verändern. Nicht alles klappt auf Anhieb.
Ich möchte damit sagen, ich habe es bis jetzt nicht geschafft. Nachdem ich damals diesen Blogpost geschrieben habe, habe ich vieles versucht. Nichts hat Veränderungen gebracht. Und natürlich alle sagen dir: "Liebe deinen Körper so wie er ist, du brauchst nichts verändern." Doch auch das ist leichter gesagt als getan. Hier sehe ich das Problem vor allem darin, dass meistens genau die Leute so etwas sagen, die ohnehin Kleidergröße XS tragen und "unsicher" mit ihrem Körper werden wenn es auf einmal nur noch S ist und die absolute Lieblingshose nicht mehr passt. Doch die Menschen, die Probleme mit der Selbstliebe haben sind genau am anderen Ende des Spektrums. Wie soll jemand wie ich, der Größe L, manchmal größer, trägt (ich möchte hier ganz offen sein, irgendwie muss ich mir ja selber versuchen zu helfen) sich mit diesen Spargeldünnen Models identifizieren wenn sie mir sagen liebe deinen Körper so wie er ist. Ich meine finde den Fehler. Wie soll das funktionieren?
Genau dass ist das Problem mit Social Media. Es vermittelt einen falschen Eindruck, selbst wenn es helfen MÖCHTE.
Wenn es um euren Körper und euer Wohlfühlgefühl in eurem Körper geht, bitte wendet euch NICHT an Social Media. Es hat mir nicht geholfen und es gibt mit Sicherheit Ausnahmen, aber die bleiben wie gesagt Ausnahmen!
Das war jetzt vielleicht nicht das Update was ihr euch gewünscht habt, aber ich habe das Gefühl es wird viel zu selten so offen darüber gesprochen.
ICH habe Probleme damit, vor allem Hosen zu finden, die mir wirklich passen.
ICH schaue mich im Spiegel an und denke ich bin zu dick.
ICH fühle mich unwohl in einem Ballkleid, dass auf der Internetseite an dem Spargelmodel so schön aussah, weil es an mir eben anders aussieht.
ICH sehe mich auf Fotos, doppelt so breit wie meine Freunde und würde es am liebsten mit Photoshop bearbeiten bevor ich es auch nur als Profilbild bei Whats App einstelle.
Ja, offen gesagt genauso fühle ich mich und genauso bin ich. Es hat sich kaum etwas an meinen Gedanken rund um meinen Körper geändert, seit ich diesen ersten Text über Selbstliebe geschrieben habe.
Aber etwas anderes hat sich geändert. Und zwar meine Akzeptanz für mich selber. Und hier geht es nicht um meinen Körper sondern um meine Persönlichkeit. Ich habe das Gefühl auch darüber sprechen kaum Leute dabei ist es längst überfällig. Depressionen oder ähnliches entstehen (in den meisten Fällen) nicht, weil man mit seinem Körper unzufrieden ist. Man ist mit sich selber als Person nicht zufrieden. Wäre gerne wie andere und versucht vielleicht Verhaltensweisen zu übernehmen.
Ich selber war nicht anders, ich fand mich schon immer ein bisschen seltsam, aber im letzten Jahr habe ich gelernt, genau das an mir zu schätzen. Das mag jetzt vielleicht selbstverliebt klingen aber ich habe gelernt meine eigene Persönlichkeit zu lieben. Mich als Person. Geholfen haben meine Freunde. Ich bin mir sicher ein paar von euch werden das hier lesen und wenn ihr es tut möchte ich mich bei euch bedanken. IHR habt mir geholfen, mich selbst zu mir zu entwickelt wie komisch das auch klingen mag. Aber endlich ist es mir nicht mehr peinlich, in der Öffentlichkeit seltsame Dinge abzuziehen. Ich sage öfter meine eigene Meinung und ich sage sie Leuten auch gerne direkt ins Gesicht. Ich habe keine Angst mehr davor, eine andere Meinung als andere zu haben, weil meine Freunde mir gezeigt haben, dass das nichts schlimmes ist. Ich möchte euch danken, dafür, dass ihr immer an meiner Seite steht, egal wie schwerbehindert ich mich manchmal verhalte.
Ich habe gelernt das Kind in mir nicht zu verstecken sondern ihm freie Bahn zu lassen und ich habe für mich selber gemerkt, dass es gar nichts schlimmes ist als Nerd bezeichnet zu werden. Zugegeben ich bezeichne mir sehr gerne selber als Nerd.
Ich höre nicht mehr darauf was andere sagen. Es ist mir nicht mehr wichtig, weil ich weiß dass ich mich selber genauso mag wie ich bin und ich weiß, dass ich Freunde habe, die mich genauso mögen wie ich bin. Egal wie seltsam oder kindisch ich manchmal sein mag sie werden immer zu mir halten und genau dadurch konnte ich lernen, andere Stimmen zu überhören und voll und ganz ich selbst zu sein.

Vielleicht habe ich ja doch eine Erfolgsgeschichte vorzuweisen. Zwar nicht im klassischen Sinne, aber dass ich mich selber so akzeptiert habe wie ich bin, war ein großer Schritt in die richtige Richtung. Ich möchte nicht sagen, dass ich mir sicher bin dass dieses ganze Selbstliebe Körper Ding bei mir jetzt funktionieren wird, denn ich denke bis ich an diesem Punkt angelangt bin zu sagen, ja ich liebe meinen Körper, habe ich noch einen sehr weiten Weg vor mir. Aber, dass ich mich für meine Person liebe ist etwas, dass ich nicht erwartet hätte dass ich es so schnell erreichen könnte.
Ich möchte damit klarstellen, dass ihr das auch schaffen könnt. Euch als Person akzeptieren und nicht mehr auf andere zu hören. Es wird vielleicht viel länger dauern als bei mir. Vielleicht merkt ihr schon nach einem Monat, dass ihr auf dem richtigen Weg seid. Doch die richtigen Freunde können helfen und was ich nur immer wieder sagen kann, wendet euch mit euren Problemen nicht an Social Media. Dort werdet ihr kaum fündig werden. Sprecht mit Menschen in eurem Leben, baut Bindungen auf und genießt euer Leben in dem Prozess der Akzeptanz für euch selber.

Eure Helena

1 Kommentar:

  1. Meine Liebe Helena,

    Ich möchte dir sagen, wie perfekt ich dich finde. Du musst nicht spindeldürr sein, damit ich dich mag. Denn was ich an dir schätze ist nicht dein Aussehen, sondern du im allgemeinen. Du bist so ein fröhlicher und offener Mensch. Wie du dich für Dinge so doll begeistern kannst ist mir ein Rätsel und ich muss ehrlich sein, es beeindruckt mich immer wieder! Wenn du über Sachen sprichst, die du magst, bist du mit Leidenschaft dabei und das macht dich so so schön. Bleib immer so wie du bist. Du bist großartig!

    Mary <3

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